Luftverschmutzung in Deutschland
Im Leben sind wir ständig verschiedenen Risikofaktoren ausgesetzt, die unsere Gesundheit beeinflussen können. Einige davon, wie Rauchen oder Bewegungsmangel, können wir durch Veränderungen in unserem Verhalten, etwa einen aktiveren Lebensstil oder den Verzicht auf Zigaretten, beeinflussen. Andere, wie die Luftverschmutzung, sind mehr von äußeren Faktoren abhängig, etwa gesetzlichen Regelungen zur Reduzierung von Emissionen [1].
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben 99 % der Weltbevölkerung in Gebieten, in denen die Luftqualität unter den empfohlenen Standards liegt. Im Jahr 2019 war Luftverschmutzung sogar für einen von neun Todesfällen weltweit verantwortlich [2+3]. Sie gehört somit zu den größten Gesundheitsrisiken weltweit, nach hohem Blutdruck, Rauchen und schlechter Ernährung [1].
In Deutschland ist die Luftqualität ebenfalls besorgniserregend. Insbesondere der Feinstaub (PM2.5), der vor allem aus Verkehr, Industrie und Heizungen stammt, liegt in fast allen Regionen über den von der WHO empfohlenen Grenzwerten. Fast die gesamte Bevölkerung ist dadurch gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Besonders in großen Städten, bei starkem Verkehr oder bei wenig Wind können sich Schadstoffe in der Luft anreichern und gesundheitliche Probleme wie Atemwegserkrankungen verursachen [1]
Ein weiterer Risikofaktor im Zusammenhang mit Luftverschmutzung ist das Ozon, das besonders in den Frühjahrs- und Sommermonaten in Mitteleuropa vermehrt auftritt. Wenn die Sonne kräftig scheint und die Temperaturen steigen, kann Ozon in höheren Konzentrationen auftreten. In städtischen Gebieten, wo viele Autos fahren, wird ein Teil des Ozons schnell wieder abgebaut, weshalb die Belastung in den Innenstädten oft geringer ist als am Stadtrand oder in ländlichen Gebieten. Das Ozon geht eine chemische Verbindung mit den Autoabgasen ein, weshalb dieser Effekt auftritt [4+5].
Luftschadstoffe und klimawirksame Gase sind unterschiedliche Substanzen, weisen aber größtenteils die gleichen Quellen auf. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, die immer häufiger werden, können zu einer höheren Konzentration von Luftschadstoffen führen. Änderungen atmosphärischer Transport- und Durchmischungsprozesse nehmen Einfluss auf die physikalisch-chemische Prozesse und auf den Zustand der Luftqualität [6-9].
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die zunehmende Belastung durch Feinstaub (PM10), der sowohl aus natürlichen Quellen, wie etwa Vegetationsbränden, als auch aus Quellen, wie dem Verkehr und der Industrie, stammt. Der Anteil wird vor allem durch Verbrennungsprozesse erzeugt [10]. Auch natürliche Ereignisse, wie Dürresommer oder Staubstürme, können zu einer erhöhten Feinstaubbelastung führen, wie es 2018 in Deutschland der Fall war [11].
Welchen Einfluss hat Luftverschmutzung auf unseren Körper[1] Butsch C, Beckers L-M, Nilson E, Frassl M, Brennholt N et al. (2023) Gesundheitliche Auswirkungen von Extremwetterereignissen – Risikokaskaden im anthropogenen Klimawandel. J Health Monit 8(S4): 35–60. DOI 10.25646/11645
[2] Strahlenschutzkommission (SSK) (2016) Schutz des Menschen vor den Gefahren solarer UV-Strahlung und UV-Strahlung in Solarien. Empfehlung der Strahlenschutzkommission mit wissenschaftlicher Begründung. SSK, Bonn. www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse_PDF/2016/2016- 02-11_Empf_UV-Schutz%20BA.pdf?__blob=publicationFile
[3] Leitlinienprogramm Onkologie (2021). Leitlinienreport der S3- Leitlinie Prävention von Hautkrebs, Langversion 2.0. Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft e.V. www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/ Downloads/Leitlinien/Hautkrebspraeventationsleitlinie_1.1/ Version_2/LL_Pr%C3%A4vention_von_Hautkrebs_ Leitlinienreport_2.0.pdf
[4] El Ghissassi F, Baan R, Straif K et al. (2009) A review of human carcinogens – Part D: Radiation. Lancet Oncol 10(8):751–752
[5] Leitlinienprogramm Onkologie (2014) S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs, Langversion 1.1. Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft e.V. www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/ Downloads/Leitlinien/Hautkrebspraeventationsleitlinie_1.1/LL_ PraeventionHK_OL_Langversion_1.1.pdf
[6] World Meteorological Organization (WMO) (2022) Scientific assessment of ozone depletion: 2022. WMO, Geneva. https://library.wmo.int/index.php?lvl=notice_display&id=22231
[7] World Health Organization (WHO), World Meteorological Organization, United Nations Environment Programme, International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (2022) Global solar UV index: A practical guide. WHO, Geneva. https://apps.who.int/iris/handle/10665/42459
[8] Vitt R, Laschewski G, Bais AF et al. (2020) UV-Index climatology for Europe based on satellite data. Atmosphere 11(7):727
[9] Baldermann C, Lorenz S (2019) UV-Strahlung in Deutschland: Einflüsse des Ozonabbaus und des Klimawandels sowie Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Bundesgesundheitsbl 62(5):639–645
[10] Fountoulakis I, Diémoz H, Siani AM et al. (2019) Solar UV irradiance in a changing climate: Trends in Europe and the significance of spectral monitoring in Italy. Environments 7(1):1
[11] Neale RE, Barnes PW, Robson TM et al. (2021) Environmental effects of stratospheric ozone depletion, UV radiation, and interactions with climate change: UNEP Environmental Effects Assessment Panel, Update 2020. Photochem Photobiol Sci. 20(1):1–67