Hitzesterblichkeit in Deutschland
Seit 2019 gibt es in Deutschland eine bundesweite Schätzung zur Sterblichkeit durch Hitze. Die Methodik wurde ständig weiterentwickelt, und mittlerweile reichen die Daten bis 2022. Auch einige Bundesländer veröffentlichen regelmäßig eigene Schätzungen. Zwischen 2018 und 2020 gab es erstmals in drei aufeinanderfolgenden Jahren viele hitzebedingte Todesfälle: etwa 8.300 Menschen im Jahr 2018, 6.900 in 2019 und rund 3.600 in 2020. Im Jahr 2021 waren die Zahlen weniger auffällig, aber 2022 stieg die Schätzung wieder auf etwa 4.500 [1].
Besonders betroffen von hitzebedingter Sterblichkeit sind Menschen ab 75 Jahren, die rund 75 % der Todesfälle ausmachen. Durch den demografischen Wandel wird diese Altersgruppe größer, was in Zukunft zu mehr hitzebedingten Todesfällen führen könnte. Da Frauen eine höhere Lebenserwartung haben, sind sie in dieser Gruppe häufiger vertreten [2+3].
Die Intensität von Hitzewellen hängt nicht nur von der Temperatur ab – auch andere Wetterfaktoren wie hohe Luftfeuchtigkeit verstärken die Belastung. Ein Beispiel ist die Hitzewelle 2015, die durch hohe Luftfeuchtigkeit in Baden-Württemberg mehr Todesfälle verursachte als die Hitzewelle 2003 [4]. In Städten wird der Effekt durch urbane Wärmeinseln verstärkt: Hier sind die Temperaturen oft höher als in ländlichen Gebieten, besonders nachts und bei klaren Sommerabenden, wo Unterschiede von bis zu 10 °C möglich sind [5].
Studien in Berlin-Brandenburg zeigen zudem, dass die Bebauungsdichte und versiegelte Flächen die Sterblichkeit während Hitzewellen erhöhen können [6]. Hitzebedingte Sterblichkeit bleibt damit sowohl in Städten als auch auf dem Land ein ernstes Problem, das durch Anpassungsmaßnahmen gemildert werden sollte.
[1] Winklmayr C, an der Heiden M (2022) Hitzebedingte Mortalität in Deutschland 2022. Epid Bull 42:3–9
[2] Axnick M (2021) Hitzebedingte Mortalität in Berlin. Stadtforschung und Statistik: Zeitschrift des Verbandes Deutscher Städtestatistiker 34(1):92–97
[3] Statistisches Bundesamt (Destatis) (2019) Bevölkerung im Wandel: Annahmen und Ergebnisse der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden. www.destatis.de/DE/Presse/Pressekonferenzen/2019/Bevoelkerung/pressebroschuere-bevoelkerung.pdf?__ blob=publicationFile
[4] Muthers S, Laschewski G, Matzarakis A (2017) The summers 2003 and 2015 in south-west Germany: Heat waves and heat-related mortality in the context of climate change. Atmosphere 8(11):224
[5] Oke TR (1973) City size and the urban heat island. Atmos Environ 7(8):769–779
[6] Gabriel KM, Endlicher WR (2011) Urban and rural mortality rates during heat waves in Berlin and Brandenburg, Germany. Environ Pollut 159(8-9):2044–2050