Hitzeaktionspläne

Bis zum extremen Hitzesommer 2003 gab es in den meisten europäischen Ländern keine Pläne, um die Bevölkerung vor gesundheitlichen Auswirkungen extremer Hitze zu schützen. Dieser Sommer brachte katastrophale Gesundheitsschäden mit sich und führte dazu, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2008 einen Leitfaden für sogenannte Hitzeaktionspläne (HAP) veröffentlichte. Diese Pläne helfen, Maßnahmen zu entwickeln, die die Gesundheit der Menschen während Hitzeperioden schützen. Seither wurden solche Aktionspläne in vielen europäischen Ländern wie Frankreich, Italien und der Schweiz umgesetzt [1].

Das Hauptziel der HAPs ist es, die Gesundheitsrisiken durch extreme Hitze zu verringern und die Widerstandskraft der Bevölkerung gegen Umweltveränderungen durch den Klimawandel zu stärken. Neben dem Klimaschutz sind daher auch gezielte Anpassungsmaßnahmen wichtig. Im Jahr 2017 erarbeitete eine Arbeitsgruppe Handlungsempfehlungen, damit Bundesländer und Kommunen konkrete Maßnahmen entwickeln und umsetzen können. Diese acht Empfehlungen beinhalten kurzfristige Maßnahmen für akute Hitzeperioden, aber auch langfristige Anpassungen in Bereichen wie Stadtplanung und Gesundheitsversorgung [1+2].

Die Umsetzung solcher Maßnahmen ist vor allem Aufgabe der Städte und Gemeinden, da Hitzeereignisse regional unterschiedlich ausfallen. Um Gemeinden dabei zu unterstützen, gibt es Förderprogramme, über die sie finanzielle Mittel für Projekte zum Hitzeschutz beantragen können. Seit 2017 gibt es zunehmend Projekte und Maßnahmen, die Bürger zum richtigen Verhalten bei Hitze informieren und einfache Tipps bieten [2-4].

Die Notwendigkeit für wirksamen Hitzeschutz ist bei den Entscheidungsträgern weitgehend bekannt, und es gibt mittlerweile viele Informationsmaterialien zu konkreten Maßnahmen im Gesundheits- und Pflegebereich. Immer mehr Städte und Gemeinden setzen auf Hitzeaktionspläne (HAP), die auch konkrete Praxisbeispiele enthalten [5].

Interviews im Sommer 2021 mit Fachleuten aus dem deutschen Gesundheitswesen zeigen jedoch, dass nur wenige Städte bisher umfassende HAP umgesetzt haben [6]. Besonders wichtig ist, dass dabei auch Ärzte, Pflegekräfte, Rettungsdienste und Kliniken mit einbezogen werden. Es braucht die Bereitschaft der Gesundheitsbehörden und Akteure, Hitzeschutz als Teil ihrer Verantwortung wahrzunehmen [7].

Viele Städte und Gemeinden stehen jedoch vor Hindernissen: oft fehlen finanzielle Mittel, Personal und eine klare rechtliche Grundlage, um HAP umfassend umzusetzen [7]. Die Gesundheitsministerkonferenz hat 2022 ein Konzept für die Umsetzung beschlossen [8], und Bundesländer wie Hessen und Nordrhein-Westfalen haben bereits Maßnahmen ergriffen. Auch der Deutsche Ärztetag hat beschlossen, die Treibhausgasemissionen des Gesundheitssektors zu senken und sich für Klimaneutralität einzusetzen [9].

UV-Strahlung
[1] World Health Organization (WHO) Regional Office for Europe (2008). Heat-health action plans: Guidance. WHO. www.who.int/publications/i/item/9789289071918
[2] Straff W, Mücke HG (2017) Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/ Klimaschutz/hap_handlungsempfehlungen_bf.pdf
[3] Mücke HG, Straff W (2020) Empfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen – Handeln für eine bessere Gesundheitsvorsorge. Public Health Forum 28(1):29–32
[4] Hannemann L, Janson D, Grewe HA et al. (2023) Heat in German cities: A study on existing and planned measures to protect human health. J Public Health (Berl.). https://doi.org/10.1007/s10389-023-01932-2
[5] Blättner B, Grewe HA, Janson D et al. (2023) Arbeitshilfe zur Entwicklung und Implementierung eines Hitzeaktionsplans für Kommunen. www.hs-fulda.de/fileadmin/user_upload/FB_Pflege_und_ Gesundheit/Forschung
Entwicklung/Klimawandel_ Gesundheit/Arbeitshilfe_zur_Entwicklung_und_ Implementierung_eines_Hitzeaktionsplans_fuer_ Kommunen_21.03_final.pdf
[6] Matthies-Wiesler F, Gabrysch S, Peters A et al. (2019) The Lancet Countdown on health and climate change policy brief für Deutschland. https://klimagesund.de/wp-content/uploads/2021/05/Policy- Brief-2019.pdf
[7] Kaiser T, Kind C, Dudda L et al. (2021) Klimawandel, Hitze und Gesundheit: Stand der gesundheitlichen Hitzevorsorge in Deutschland und Unterstützungsbedarf der Bundesländer und Kommunen. UMID 01/2021:27–37
[8] Gesundheitsministerkonferenz (GMK) (2020) Beschlüsse der GMK 30.09.2020 – 01.10.2020. TOP 5.1: Der Klimawandel – Eine Herausforderung für das deutsche Gesundheitswesen. Teil 1. Hitzeaktionspläne. www.gmkonline.de/Beschluesse.html?id=1018&jahr=2020
[9] Bundesärztekammer (2021) Ärztetag für Klimaneutralität des Gesundheitswesens bis 2030. www.bundesaerztekammer.de/presse/aktuelles/detail/aerztetag-fuer-klimaneutralitaet-des-gesundheitswesens-bis-2030